Polizei- und
Ordnungsrecht
I. Polizeirecht
A.
Sachentscheidungsvoraussetzungen
I. Verwaltungsrechtsweg eröffnet?
1. Regelfall (+), §§ 12 I ThürPOG i.V.m.40 I 1 VwGO
2. Ausnahmen (Sonderzuweisungen)
a) §§ 12 I ThürPOG i.V.m. § 23 EGGVG:
JustizVA, für die die ordentlichen Gerichte zuständig sind:
--->
Unterscheidung, ob Polizei präventiv oder repressiv tätig geworden ist,
Schwerpunkt feststellen
b) § 20 I 1 ThürPAG
II. Statthafte Klageart ---> richtet sich gem.
§ 88 VwGO noch Klägerbegehren
1. Anfechtungsklage, §§ 12 I ThürPOG i.V.m. 42 I 1. Alt VwGO
---> prüfen, ob VA noch Wirkungen entfaltet oder schon
erledigt ist: Erledigung ist gegeben, wenn der VA durch den Bürger vollzogen
bzw. durch die Behörde vollstreckt wurde und irreparable Folgen eingetreten
sind, so daß eine Folgenbeseitigung sinnlos ist.
---> bei VA der Polizei ist zumeist Erledigung gegeben
2. Fortsetzungsfeststellungsklage, §§ 12 I ThürPOG i.V.m. 113
I 4 VwGO analog
Exkurs: Polizeiliches Handeln als VA?
a) Maßnahmen nach §§ 12, 13-30
ThürPAG sind zweifellos VA i.S.d. § 35 ThürVwVfG
b) Zwangsmaßnahmen, §§ 51ff. ThürPAG
aa)
Festsetzung Zwangsgeld ist VA
bb)
Ersatzvornahme und unmittelbarer Zwang, §§ 53, 51 II ThürPAG nach h.M. ebenfalls
VA, weil
e.A. in Grundrechte eingegriffen wird; a.A. Anwendung von Zwangsmitteln enthält
konkludente Duldungsver-
fügung
cc)
unmittelbare Ausführung, § 9 ThürPAG (Primärmaßnahme!) ---> Problem: fehlende
Bekanntgabe nach § 43 I
ThürVwVfG, deswegen Ansicht in der Lit.: Realakt, a.A. Bekanntgabe wird durch
besondere Regelung des
§ 9 I 2 ThürPAG ersetzt (unverzügliche Unterrichtung), da Bekanntgabe im
Gefahrenabwehrrecht durch spezi-
elle andere Regelungen ersetzt werden können muß wegen der besond. Sachlage
III. Fortsetzungsfeststellungsinteresse
1. Wiederholungsgefahr oder
2. Rehabilitationsinteresse, weil Rufschädigung
IV. Klagebefugnis
Aus §§ 12 ThürPOG i.V.m. 42
II VwGO analog, möglich zumeist Verletzung der allg. Handlungsfreiheit, Art. 2 I
GG
V. Erfolgloses Vorverfahren, §§ 12 ThürPOG
i.V.m. 68ff. VwGO
---> h.M.: dann nicht durchzuführen, wenn Erledigung während
der Widerspruchsfrist oder im Vorverfahren eintritt
VI. Beteiligten und Prozeßfähigkeit
VII. Klagefrist
e.A. § 74 VwGO, a.A. § 58 II VwGO
B. Begründetheit
I. Passivlegitimation, § 78 I
Nr. 1 VwGO
1. eigenständiges polizeiliches Handeln: Freistaat
Thüringen §§ 1 ThürPAG, 1 I, II ThürPOG
2. Handeln auf Weisung, § 9 II ThürPOG
aa) wenn andere Polizeibehörde weist:
§ 12 II 1 ThürPOG analog für Klage
bb) wenn andere Sicherheitsbehörde
weist, auch § 12 II 1 ThürPOG analog i.V.m. Art. 19 IV GG, da Bürger keinen
Einblick hat, warum die Polizei handelt, sondern nur sieht, _daß_ sie handelt
II. Rechtmäßigkeit
1. bei Primärmaßnahmen
a)
Rechtsgrundlage
aa)
spezialgesetzliche Norm zur Gefahrenabwehr?, § 12 III 1 ThürPAG i.V.m.
spezieller Eingriffsbefugnis
Exkurs: Versammlungsrecht: dieses ist nicht anwendbar, wenn
(1) unfriedliche oder bewaffnete Versammlungsteilnehmer, Art. 8 I GG
(2) keine öffentliche Versammlung
(3) Gefahrenabwehr im Vorfeld von Versammlungen oder
(4) nach deren Auflösung oder Beendigung
bb)
Standardmaßnahme?, §§ 12 I 2.HS ThürPAG i.V.m. 13ff. ThürPAG
Exkurs: Abschleppfälle: Unterscheidung Verbringen auf Verwahrplatz, § 27 ThürPAG,
oder bloßes Umsetzen,
§ 12 II ThürPAG
cc)Generalklausel, § 12 I 1.HS, II ThürPAG
b)
formelle Rechtmäßigkeit
aa)
Zuständigkeit der Polizei
aaa) sachlich §§ 2, 3 ThürPAG: Gefahrenabwehr im Eilfall
bbb) örtlich, § 3 1 ThürPOG
bb) Verfahren
(Anhörung, Begründung)
cc) Form
c)
materielle Rechtmäßigkeit
aa)
Subsumtion unter jeweilige Befugnisnorm
(1) Gefahrbegriff: Anscheinsgefahr ist Gefahr i.S.d. § 2 I ThürPAG,
Putativgefahr ist keine solche Gefahr, weil
schuldhafte Fehleinschätzung, Gefahrenverdacht erfordert zunächst
Erforschungsmaßnahmen
bb)
Polizeipflichtigkeit der in Betracht kommenden, §§ 7, 8, 10 ThürPAG
cc)
Ermessensausübung in den Grenzen des §§ 114 VwGO, 5 ThürPAG
aaa) Wie?, § 4 ThürPAG
bbb) Gegen wen?, §§ 7, 8, 10 ThürPAG, welcher Störer soll herangezogen werden?
dd) ggf.
unmittelbare Ausführung nach § 9 ThürPAG (typischerweise bei Abschleppfällen,
Abschleppen mit mut-
maßlichem Willen des Betroffenen)
aaa) Rechtmäßig der Primärmaßnahme, gerade geprüft
bbb) vertretbare Handlung
ccc) Maßnahmeadressat nicht (rechtzeitig) erreichbar
2. bei Sekundärmaßnahmen
a)
polizeilicher Zwang, § 51 I ThürPAG
aa)
allgemeine Voraussetzungen für polizeilichen Zwang
(1) Primärmaßnahme muß auf Vornahme, Duldung oder Unterlassung einer
Handlung gerichtet sein
(2) Unanfechtbarkeit der Primärmaßnahme oder Rechtsmittel ohne aufschiebende
Wirkung i.S.d. § 80 II Nr. 2
VwGO
(3) Rechtmäßigkeit der Primärmaßnahme (Grundsatz der Konnexität) - sehr
strittig!!
(4) Zwang als solcher überhaupt verhältnismäßig, § 4 ThürPAG
bb) besondere
Voraussetzungen für polizeilichen Zwang
(1) Androhung eines bestimmten Zwangsmittels, § 57 ThürPAG - bei unmittelbarem
Zwang besond. Vor. aus
§ 62 ThürPAG
(2) Prüfung der Voraussetzungen des konkreten Zwangsmittels
(3) Verhältnismäßigkeitsprinzip bei Auswahl und konkreter Anwendung des
jeweiligen Zwangsmittels, § 4 I
ThürPAG
b)
Sofortvollzug, § 51 II ThürPAG
aa)
Rechtmäßigkeit der _hypothetischen_ Primärmaßnahme (Grundsatz der Konnexität -
hier aus Wortlaut)
bb) Vorliegen
der besond. Voraussetzungen des § 51 II ThürPAG
cc)
ordnungsgemäße Anwendung des Zwangsmittels
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II. Ordnungsrecht
A. Gültigkeit einer Verordnung
1. Ermächtigungsgrundlage
2. Formelle Rechtmäßigkeit
a) Zuständigkeit
aa)
Verbandskompetenz
bb)
Organkompetenz
b) Verfahren
aa)
ordnungsgemäße Beschlußfassung
bb) Angabe
der Rechtsgrundlage
cc) Angabe
der Geltungsdauer (wenn nicht, dann im Zweifel 20 Jahre)
dd) ggf.
Genehmigung bzw. Vorlage
ee)
Ausfertigung
ff)
Verkündung
gg)
Inkrafttreten
3. Materielle Rechtmäßigkeit
a) Subsumtion unter
Ermächtigungsgrundlage
b) ggf. Gültigkeit der
Ermächtigungsgrundlage selbst
c) Vereinbarkeit der Verordnung mit
höherrangigem Recht (Grundrechte)
B. Rechtmäßigkeit einer
sicherheitsrechtlichen Verfügung
1. Rechtsgrundlage für den
VA
a) spezialgesetzliche Grundlage (ggf.
auch Verordnung)?, § 5 II ThürOBG
b) Standardbefugnisnorm?, §§ 15 ff.
ThürOBG
c) Generalklausel, § 5 I, II ThürOBG
2. formelle Rechtmäßigkeit
des VAs
a) Zuständigkeit für den Erlaß
aa)
Verbandskompetenz (= sachliche und örtliche Zuständigkeit), § 4 ThürOBG
bb)
Organkompetenz
b) Verfahren (Anhörung)
c) Form
3. materielle Rechtmäßigkeit
des VA
a) Subsumtion unter die
Rechtsgrundlage (VA von der Befugnis gedeckt?)
b) ggf. Überprüfung der
Rechtmäßigkeit der Ermächtigungsgrundlage = Stufenprüfung, insbes., wenn
Verordnung
c) Ermessen, § 114 VwGO
aa) richtige
Auswahl des Adressaten, §§ 10 ff. ThürOBG
bb)
Verhältnismäßigkeit, § 6 ThürOBG
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